Montag, 11. Dezember 2006

Der erste Popstar der Geschichte

Wie erkläre ich meinem Kind den Weihnachtsmann?

Und überhaupt, wer ist dieser Weihnachtsmann überhaupt?

(Als kleiner Knabe war ich der festen Meinung, der Weihnachtsmann wäre derjenige, der für das Christkind die Pakete schleppt – der treue Muli von Baby Jesus.)

Folgendes habe ich herausgefunden:

Santa Claus ist eine Verballhornung von Sinterklaas, dem heiligen Klaus oder Nikolaus, dem Schutzpatron der Kinder, wie es die ursprünglichen Bürger von Neu Amsterdam (heute New York) traditionell aussprachen, nämlich auf holländisch. 1804 wurde z.B. die New York Historical Society gegründet, mit dem Heiligen Nikolaus als Schutzpatron. Die Wurzel des konfessionslosen Weihnachtsmannes namens Santa liegt also im ehemaligen Nieuw Holland.

Kris Kringle“, so ein beliebter Name dieses konfessionslosen Wintergeistes, ist eine Verballhornung von „Christkindl“.

Das Aussehen des „Santa Claus“ wurde von einem deutschstämmigen Cartoonisten namens Thomas Nast festgelegt und entspricht einer alten deutschen Sagenfigur namens „Pelznickel“ (Nikolaus in Pelzen – ein Verweis auf ältere europäische Traditionen, gegenüber der traditionellen Bischofstracht des ‚echten’ St. Nikolaus.). [1866 "Santa Claus and His Works"; 1881 "Merry Old Santa Claus"]

Die Farben rot und weiss für den Weihnachtsmann sind nicht von der Firma Coca Cola als erstes verwandt worden. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden Weihnachtskarten gedruckt, auf denen ein „Santa Claus“ zu sehen war, der der heutigen Pop-Ikone recht ähnlich sieht. Schon in den 20er Jahren wurde dieses Bild allgemein akzeptiert.

Das typisch tiefe HOHOHO des Weihnachtsmannes weißt nicht nur auf seine Leibesfülle hin, sondern identifiziert ihn auch als Wintergeist in der Tradition von Odin und der Wilden Jagd. [Nicht verwunderlich, da Weihnachten um den Beginn des Sternzeichens Steinbock liegt, das Saturn zugesprochen wird. Im Alten Rom hiess ein ganz ähnliches Fest sogar die Saturnalien. Die Figur des grosszügigen alten Mannes im Winter kann allerdings auch auf skandinavische Quellen zurückgeführt werden.]

Die nordischen Rentiere (8 an der Zahl, soviele wie Odins Pferd Beine hat…) und ein grosser Teil des Mythos wurden in dem Gedicht "An Account of a Visit from St. Nicholas" (1822) von Clement Clarke Moore erstmalig beschrieben. Einige der Namen der Rentiere sind deutsch-holländischen Ursprunges, und passen sehr gut zum Bild des Odin [Donder/Donner und Blitzen].Er ist DER Mann!

Eine bewegte Geschichte, nicht?

Der Weihnachtsmann ist also eine relativ neue christlich-heidnische synkretistische Figur, die relativ losgelöst von einem theologischen Hintergrund „den Geist von Weihnachten“ verkörpert, komplett mit Anklängen an ureuropäische Winterbräuche. Er ist gleichsam amerikanisch (der Ort des Synkretismus) und deutsch-holländisch (das Material des Synkretismus).

Er ist der erste Popstar der Geschichte.

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