Mittwoch, 30. Mai 2012

Ich und meine große Klappe...

...haben sich mal wieder richtig schön gegen die Wand gefahren.
(Hierher zur Kreuzigung, jeder bitte nur ein Kreuz...)
Ich wollte mich erst wieder melden, wenn ich mit den Endkorrekturen für REDMASK #3 fertig bin.

Tja.

Ich und mein großes Maul. Da habe ich vor ziemlich genau einen Monat einen freundlichen Brief bekommen, in dem sich ein junger, aufstrebender Redakteur danach erkundigte, wie es eigentlich mit der bereits vorangekündigten neuen, schweinegeilen, dritten Ausgabe von REDMASK, jener Anthologie für neue unheimliche und phantastische Erzählungen in der Pulp-Tradition von H.P. Lovecraft, Robert E. Howard und Clark Ashton Smith aussehe, herausgegeben von einem gewissen Herren Gruner. War da nicht eigentlich der 1. Mai als Veröffentlichungstermin angekündigt worden? 
Ähm, ja, war, musste der inzwischen zunehmen ergrauende Herausgeber gestehen, aber, aber, aber irgendwie gab es Probleme. 
Enttäuschend sicherlich, aber das Prachtwerk werde gaaaanz sicher noch diesen Monat vollendet werden und Ruhm und Ehre verbreiten.
Das sah auch ganz gut aus, sagen die Autoren; das packen wir, der Herausgeber, auch wenn ihm jeden Tag das Wasser höher bis zum Hals stand.

Probleme mit dem Vertrieb? Das klärt sich noch.
Probleme mit den Manuskripten eines gewissen Gastautoren, der dann plötzlich doch rechtliche Bedenken hatte? Egal, dann nehmen wir lieber weiter diejenigen Autoren, auf die man sich verlassen kann.
Man sollte nicht eine Anthologie mit zu vielen Geschichten aus dem gleichen Subgenre oder - schlimmer noch - der gleichen Serie füllen?
Houston, wir haben ein Problem!!!
Tja, um es abzukürzen, das Wasser reicht bis zur Oberkante Unterlippe, da ist es höchste Zeit, das Scheitern einzugestehen, und sich ein wenig frei zu schwimmen.

Wir könnten natürlich einen Band mit minderem Umfang herausgeben...
Wir könnten natürlich noch mehr Geschichten aus den bereits bekannten Serien in den Band hinein nehmen...
(hier wechseln wir vom Weinerlichen zum Trotzigen)
...werden wir aber nicht.
Denn das wäre nicht das, was REDMASK sein wollte, ein abwechslungsreiches buchartiges Pulpmagazin mit um die 200 Seiten Überformat.

Wir wissen, dass wir hiermit nicht nur uns, sondern auch einige Leser enttäuschen werden, die trotz einiger Verzögerungen uns immer die Treue gehalten haben. Aber wir würden auch sicher nicht sie (und uns) glücklicher machen, wenn wir feige ein minderwertiges Werk veröffentlichen würden.

Ein kleiner Trost: HIER können Sie schon einmal das Titelbild von Ausgabe 3 ansehen.
Und HIER haben wir schon einmal das Instrumentarium der Ausgabe veröffentlicht. (Interessierten werden Leseproben der Einzelgeschichten gerne zur Verfügung gestellt...)

Noch ein Trost (auch gering): Aus all den Geschichten, die wir bereits aus Ausgabe 3 herausgeholt haben, haben wir schon ohne Problem ein Drittel von Ausgabe 4 zusammenstellen können.
Aber im Ernst: Ein Veröffentlichungsdatum geben wir erst bekannt, wenn jeder das abgeliefert hat, was er  zugesichert hat. Das gilt vor allem für Gastautoren.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Nicht da

...bin gerade bis zu den Hals in den Endkorrekturen für REDMASK #3 und melde mich erst dann wieder zurück, wenn alles fertig ist.

Währenddessen gucke ich finster, wenn jemand mich stört.


Sonntag, 13. Mai 2012



Die moderne Geistergeschichte des 21. Jahrhunderts folgt uns Tag für Nacht. Unbewußt, unbekannt, wie in unsichtbarer Begleiter, dessen Atem uns kaum hörbar in den Nacken schlägt.
Die alten Gebäude der viktorianischen Zeit, die wilhelminischen Bauten, die Naziruinen, sie sind längst den Baggern zum Opfer gefallen und unter Asphalt begraben. Aber der Asphalt ist unsterblich. Er erinnert sich an jeden Schritt und jeden Schrei, das Rascheln im Nebel, den Glanz des Messers auf seinem feuchten Gesicht.
Die Bahnschienen, die einst durch diese Stadt liefen, haben unsichtbare Narben hinterlassen, auf denen in kalten Nächten noch immer Züge fahren, mit schwarzen Fenstern. Ihre Maschinen verursachen kein Geräusch, ihre Räder scheinen sich nicht zu bewegen.
Und welche Fracht bringen sie nach Bethlehem?





Bilder einer verlassenen Industrieanlage, 06.06.2012

Samstag, 5. Mai 2012



Die moderne Geistergeschichte des 21. Jahrhunderts ist eine Geschichte der Industriearchäologie.
Die Geister, die in ihnen spuken, haben Knochen aus Eisen und sprechen mit dem durchdringenden Schrillen eines prä-Internet-Akkustikkopplers, die Sprache der Engel zu 110 Baud.

Dies sind die Artefakte einer Zukunft, die niemals kommen wird, historische Systeme von Gewerbe, Industrie und Verkehr, erleuchtet wie Neon, Symbole von Gehirnen, die dem normalen Menschen so fremd sind wie die Lehren der schwärzesten Magie.
Sie überleben auf schmucklosen Schwarzweiß-Photographien, und suchen die Erinnerung heim.

Wie viele Tage bist Du hier gewesen?
Wie viele Nächte?
In wie viele Träume haben sie sich eingeschlichen, die Industriedenkmale, die wispernden Kabelnetze, die Produktionsstätten der Erniedrigung, und die Architektur der Furcht?








Bilder Technologiezentrum NW, 05.06.2012 (im Folgejahr zum großen Teil abgerissen)