Donnerstag, 31. Oktober 2013

Shortcuts 2013-10-31

Es ist mal wieder Zeit, die interne und externe Festplatte aufzuräumen. Etwas, was ich anscheinend immer wieder neu machen muss, um einer Midlife Crisis zu entkommen. Klar, man muss ja auch schauen, womit man die nächsten Jahre vertun will, kann oder sollte. Für mich heißt das zum Beispiel, dass ich mich von ein paar alten Freunden trennen sollte, die ich jahrelang mitgeschleift und sorgsam in Kartons oder abgesicherten Ordnern aufbewahrt habe.
Extern sind das ein Haufen Comics und Bücher, für die ich mir mal einen neuen Ort suchen sollte (nicht den Müll), und intern sind es einige Konzepte oder Figuren, die ich auf die eine oder andere Weise "erledigen" sollte. ich habe jetzt zwar die letzten Wochen wie wild daran rumgebastelt, aber vielleicht ist heute genau der Tag, um Schluss zu machen mit bestimmten Gespenstern der Vergangenheit.
Ist doch Halloween, oder? Der Abend vor Allerheiligen, der Tag aller Seelen?
Gehen heute nicht die Geister der Verstorbenen ein und aus in unserem Haus?
Okay, Dude, Zeit für einen Exorzismus...



Mittwoch, 30. Oktober 2013

Nachtmusick :: Howling At The Moon

Beachten Sie nicht den Mann am Feuer, das ist nicht sein wirkliches Gesicht :: für den einen oder anderen, der mich gefragt hat, was eigentlich aus dem Werwolfsong geworden ist, von dem ich vor ein paar Jahren erzählt habe, eine alte Aufnahme, etwas knisterig habe ich gefunden und bei mir am Kamin mit der Kamera draufgehalten, ebenfalls etwas knisterig.
Hat nicht lange gedauert, was man leider auch sieht, aber für eine Low Tech Lösung kann ich damit leben.
Lyrics & Vocals by me, Instrumente und Arrangement by the late "Baltimore Gun Club", als die Kapelle noch "Kneecap" hieß...



Wie sagt der Künstler? "So bad, it's good..."

Wer das Gebrummel des merkwürdigen Herren in diesem 60er Jahre Retro Video nicht verstehen kann, der Text zum Lied wurde vor einiger Zeit HIER veröffentlicht.

Rock

Die Weite unserer Welt
wird nur eingeschränkt
von den Bretterzäunen
unserer Ängste.
Heute sind sie vollgekleistert
mit neuen Plakaten.
    (Mieser Druck,
    Punk-Ästhetik)

Die Band verspricht
progressiv zu sein -

    (Heil Satan,
    heile Dich selbst -)
Lang lebe die Revolution
an den Bretterzäunen.
    (Schiefe Pose,
    das Makeup verrutscht)

Sie schlang ihre Schenkel um ihn,
aber der Rhythmus änderte sich nicht.

Und ich glaube,
ich habe das alles
schon mal gesehen.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Kindle, my faint fresh fire...

Ich habe ehrlich gesagt bislang mehr als nur Vorbehalte gegen das Format von eBooks gehabt. So schön und übersichtlich das Angebot auch sein mag, und trotz des Vorteiles, auch an Bücher und Schriften heranzukommen, die es als Hardcopy nicht mehr gibt oder niemals geben wird. Ich habe mir schon vor langem eine Kindleapp auf meinen Rechner gezogen und versucht, direkt am Bildschirm all diejenigen Bücher etc. zu lesen, nach denen es mich gelüstete, oder die ich für Recherchen dringend benötigt habe. Pulp und Magick, und Pulp Magick, und Magick Pulp.

Schnelle, direkte Information oder Unterhaltung? Auch wenn es theoretisch möglich ist, den wöchentlichen Groschenroman, den man nach dem Lesen zusammengerollt hinter den Kleiderschrank schmeißen kann, kann ein PC-Programm nicht ersetzen. Auch wenn die Kindle-Books meist genau so viel kosten.

Praktisch ist das schon, aber ehrlich gesagt, ein Lesevergnügen kommt da nicht auf. Abgesehen davon, für unterwegs und selbst wenn es nur der Gang in die Küche oder auf die Toilette ist, taugt so ein 40 Zoll-Bildschirm nicht wirklich. Und die in einem gusseisernen Turm eingebaute Doppelfestplatte auch nicht.

Jetzt habe ich eine Woche lang persönliche Betatestphase für einen echten Kindle Fire HD gehabt, und bin sehr angetan davon. Nicht nur, dass man mit diesem Gerät ein für fast alle Zwecke problemlos aufrüstbaren Tablet PC auf Androidbasis hat - Bloggen und Schreiben on the go, selbst am Frühstückstisch, während der erste Morgenkaffee noch mühsam die Auglider aufzwängt - selbst das Lesevergnügen kommt stellenweise dem taktilen Reiz des abgewetzten Taschenbuches nahe.

Ich habe mir in der Testphase unter anderem zwei Bücher des geschätzten Kollegen Barry Reese von jenseits des Großen Teiches reingepfiffen, schneller sauberer Pulp von der Art, wie es sein sollte (siehe Seitenrand), und ich hatte zum ersten Mal seit längerer Zeit das dringende Bedürfnis, zu jeder Gelegenheit (und unetr der Bettdecke) weiter zu lesen, um herauszufinden, wie es ausgeht. Mr. Reese ist ein sehr fleißiger Autor, und hat die Formate, unter denen er veröffentlicht, sehr treffsicher gewählt.

Auch wieder etwas, von dem man lernen kann. Nicht alles im 21. Jahrhundert ist schlecht.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Halloween :: Zwei Gruselsongs [2]

Wie versprochen heute und morgen der zweite Liedtext mit deutlich viel Samhain im Hinterkopf. Natürlich gibt es noch "Samedi", meine persönliche Hymne an den Baron Saterdach, aber c'est la vie... et la mort.

Axel M. Gruner's Song
GRAVEYARD GIRL

I met my love in the witching hour
At the olde voodoo shack
Where the drums beat all nite long
To the Resurrection Rag
I met my love in the witching hour
She’s as sweet as they can get
My baby she’s a graveyard girl
My baby she’s undead

Chorus A
I’m in love with a graveyard girl, oh no,
In love with a graveyard girl so gold,
In love with a hungry graveyard girl etc...

My baby came from the other side
She’s got the hoodoo heart
She make my mojo risin high
Death will never do us part
My baby came from the other side
And she’ll never get enough
Tell me what you hunger for
And tell me who do you love

Chorus A
Chrous B
I love my graveyard girl etc...
Instrumental

I’m in love with a graveyard girl
My sweet cemetary bride
Here she comes in her wedding dress
Made from rattlesnake hide
I’m in love with a graveyard girl
And i’ll never let her go
Gonna keep her six feet under
And let wild roses grow

Chorus A
Chorus B


Samstag, 26. Oktober 2013

Halloween :: Zwei Gruselsongs [1]

Was gibt es Schöneres, als in der Dunkelheit des Oktobers am Kaminfeuer zu sitzen und die richtige, stimmungsvolle Musik zu hören. Irgendwie herbstlich, oder ganz schön dunkel. Also vielleicht das, was ich mitternachts, wenn keiner mich sieht, unter dem Label Nachtmusick anhöre? Ohja, ohja, ohja. Aber weil das natürlich nicht ausreicht, heute und morgen mal zwei Liedtexte, die ich sozusagen mit Halloween im Hinterkopf geschrieben habe.

Axel M. Gruner's Song
HOWLING AT THE MOON

Little red riding hood, where you wanna go?
Litte red riding hood, got my eyes on you
In the deep dark wood I’m waiting for you
In the deep dark wood, I’m waiting, waiting...

Chorus
As I stood there in the pale moon light /
For love my prayers I said right \
But the wolfbane flowers did bloom -- /
As I stood there howling at the moon \

I have big eyes to see your naked skin
I have big ears to hear you laugh
My teeth are so big they will cut you in half
My teeth are so big they will cut you,
they will cut you...
Chorus

Dire wolf is comin’, hot on your heels
Dire wolf is comin’, sniffin’ your smell
My little bride, gonna see you in hell
My little bride, gonna see you,
gonna see you...
Chorus

Freitag, 25. Oktober 2013

Band



Clark Ashton Smith
BOND

By the red seal redoubled of that kiss
When thy lips parted softly to my own
Ere the sun sank from doomed Poseidonis;

By nights of searing ecstasy and moan;
The night-wet bosoms in Pompeii bared,
And the pale breasts and limbs in Lesbos known;

By dreams and deities and dolors shared
Before the Olympian glory passed from Greece;
By sharp and secret raptures that we dared

In Druid towers of ocean-founded Ys;
By every cup of wine in Naishapur
We drank by turns even to the purple lees;

By the dark Sabbats, vowed to Lucifer,
Making us one before his muffled throne
In rites of sorceress and sorcerer;

By the sealed ways no prophet has foreshown,
Wheron our lips shall meet, our footsteps go:—
By these, by these I claim thee for mine own...

Even as I have claimed thee long ago.


"Bond" at "The Eldritch Dark", The Sanctum of Clark Ashton Smith

Montag, 21. Oktober 2013

Veves of the Stellar Loa [3]


Vévés of the Stellar Loa:
Kaaa Maman de Mardi Gras

Arullu :: Prähistorie

Beim Sortieren meiner Unterlagen (Zeit für das alljährliche herbstliche Neuformatieren der internen Festplatte) stelle ich fest, dass ich seit unglaublicher langer Zeit jedes Jahr immer wieder eine Kurzgeschichte schreibe, die in Arullu, der Sterbenden Erde, spielt. Die ersten Gehversuche, unsicher und ungelenk, machte ich wohl vor etwa dreißig Jahren auf den Seiten unserer Schülerzeitung. Die Armen, wenn sie nur gewußt hätten, wo das alles enden wird... Die ersten Geschichten waren je eine Seite DinA4 lang (engbeschrieben, ohne Absatz), und hatten so sinnige Titel wie: DER STEIN, DER PILZ und DIE STADT. Da kann man natürlich nicht viel Entwicklung oder psychologisches Drama erwarten. Ich meine... 1 Seite.

Aber dies waren die Nuclei, aus denen ich im Laufe der Jahre solche Geschichten wie "Der Stein vom Aldebaran" und "Die Sümpfe von Manou" gesponnen habe. Aus DIE STADT ist bislang noch nichts geworden, aber ich fühle mich inspiriert, und das kann ja nichts Gutes heißen.

Aber schauen wir mal, was ich aus dem Folgenden machen kann. Entschuldigen Sie bitte den Stil eines dreißig Jahre jüngeren Querkopfes, der sein ganzes Geld für Bücher von Crowley, Clark Ashton Smith und Jack Vance auf den Kopf gehauen hat...




Samstag, 19. Oktober 2013

Malygris



Aus Poseidonis...
MALYGRIS

Malygris, der Magier, saß im obersten Raum seines schwarzen Turmes hoch über dem Herzen von Susran, der Hauptstadt von Poseidonis…

Seine eisigen Augen, sie ruhen,
auf Rubinen und überquellenden Truhen,
Trommeln aus der Haut des Geiers,
Rasseln aus dem Zahn des Cockodrill,
    Schädel hat er gesammelt
    von Menschen und Titanen,
    Rote Elixiere, gold’ne Fahnen.
    Wissen von Atlantis kennt er,
    Und Runen von Hyperborea,
    tödlicher als Gift.

All dies verkündet seinen Namen,
All dies preist seinen Ruhm,
Malyris, Malygris, flüstert es ihm zu,
doch der Älteste der Adepten findet keine Ruh.

    Düster wogt es,
    dunkel füllt es,
sein überdrüssiges Herz,
wie Asche einen Herd erfüllt,
wo eben noch ein großes Feuer war.

Und er sucht in der sterbenden Glut
Nach dem letzten hellen Funken,
den Tagen des Triumphes,
den Flammen und dem Purpur
all dessen, was er einst gewesen.

„Bin ich nicht Malgyris“, so sann er,
der Gewalt hat über alle Geister,
und selbst die Dämonen von Sonne und Mond?
Die Lebenden folgen meinem Willen,
Selbst der Tod beugt sich auf mein Geheiß.
Und doch wandelt sich alles Gold zu Blei,
Und meine Haare, sie sind weiß.
Mein Fleisch, es hat mich verraten.
Und wo ist der Ernte all meiner Taten?“

    Unbeweglich saß er,
    unerbittlich sann er,
tastete in den Schatten der Erinnerung,
wie ein Blinder, der die Sonne verlor,
und sie überall vergebens sucht.

Und er ballt die welke Hand,
aus dem alles Blut geschwunden,
flucht dem greisenden Fleisch
und all den alten Wunden.

„Viper!“, ruft er, „dienstbarer Geist,
Dessen geheimer Name ‚Ehrgeiz’ heißt!
Komm hervor aus deinem dunklen Heim,
Folge mir in Rune und Reim!
Das Firmament will ich erschüttern,
Vor mir sollen Gott und Tod erzittern,
Schreiben wird’ ich’s in Meer und Erde,
Auf dass mein Name nie vergessen werde!“

„Zu spät“, zischt die Viper in sein Ohr,
„Du lebst das Leben, das ich Dir erkor’,
Jenseits von Gut und Böse, den Göttern gleich,
Doch Götter sterben, es bricht ein jeder Deich,
Flieh oh Leben, flieh oh trüber Schein!
Die Wellen allein werden ewig sein,
Und selbst Deine goldenen Truhen
Werden bald unter den Wellen ruhen.
Das goldene Atlantis ist vergangen,
Von dem die hohen Musen sangen,
Und selbst ein Gott auf Erden,
Wird irgendwann vergessen werden!“

Malyris, Malygris, flüstert es ihm zu,
doch der Älteste der Adepten findet keine Ruh.
    Düster wogt es,
    dunkel füllt es,
    draußen scheint das Meer.

    Scheint jetzt,
    dann nimmermehr.



"Malygris" inspiriert von den Poseidonis-Geschichten von Clark Ashton Smith

Veves of the Stellar Loa [1]



Vévés of the Stellar Loa:
Gran Papa Ubos

I do Voodoo, what do you do?

Der Geruch von Dunkelheit und fallendem Laub ist überall. Die Nacht kriecht auf leisen Sohlen immer näher, nur der Mond ist noch eine helle Laterne am sternenvollen Himmel. Sieh, wie sich die Wolken zusammenballen und eigenartige Gestalten am Firmament bilden. Die Sterne zwinkern, sie haben mir etwas mitzuteilen.

Also entzünde ich das Große Feuer und tanze vor den flackernden Flammen den Tanz der Anrufung. Rum und Zigarren, die Trommeln dröhnen. Sie kommen! Sie kommen!

...all dies schöne Sachen, die man an einem klammen Herbstabend machen kann, am besten am Sonnabend, dem Saturn geweiht, Shabbatai, Guedhe, Baron Saterdach...

Wir haben den Rum und was zu rauchen... wir haben die Musik, wir haben die Technologie... wir haben einen Ofen, in dem das Feuer prasselt. Wir haben die Vévés außerirdischer Geister, die wir schon lange nicht mehr besucht haben.

Ist dies die Revolte gegen die Moderne Welt? Oder der Urbane Guerilla in seiner Blöße? Klappe auf den billigen Rängen. Warum beten gehen, wenn Du mit den Göttern eine Party feiern kannst?

Inspiriert? Unter diesem Label veröffentliche ich in den nächsten tagen ein paar Scribbles der erwähnten Zeichen, für diejenigen, die auch gerne mal Nachts mal was ganz anderes machen wollen. Nicht Sex, Drugs und Rock'n'Roll, sondern Voodoo, Rum und Sun God (zum Beispiel)...

Freitag, 18. Oktober 2013

Atlantis



Clark Ashton Smith
ATLANTIS

Above its domes the gulfs accumulate.
Far up, the sea-gales blare their bitter screed:
But here the buried waters take no heed—
Deaf, and with welded lips pressed down by weight
Of the upper ocean. Dim, interminate,
In cities over-webbed with somber weed,
Where galleons crumble and the krakens breed,
The slow tide coils through sunken court and gate.

From out the ocean's phosphor-starry dome,
A ghostly light is dubitably shed
On altars of a goddess garlanded
With blossoms of some weird and hueless vine;
And, wingéd, fleet, through skies beneath the foam,
Like silent birds the sea-things dart and shine.


"Atlantis" at "The Eldritch Dark", The Sanctum of Clark Ashton Smith

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Repost :: Home?

"Home. I have no home.
Hunted, despised, living like an animal.
The jungle is my home.
But I will show the world that I can be its master!
I will perfect my own race of people.
A race of atomic supermen which will conquer the world!"



Die berühmte und berüchtigte Szene aus Ed Woods "Bride of the Monster".
Bela Lugosi läuft noch einmal zu großer Form auf. Ein letztes Mal.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Paraterra

In den alten, wunderbaren blauen Taschenbüchern der Terra Fantasy-Reihe wurden, so scheint es, dem ungeschulten deutschsprachigen Publikum erstmalig die wichtigsten Autoren, Figuren, Geschichten und Novellen der Fantasy vorgestellt. Und der Herausgeber, der unnachahmliche Hugh Walker, selbst ein Schriftsteller von einigem Kaliber, nahm sich immer die Zeit, das vorliegende Werk in die Geschichte des Genres und seiner Subgenres einzuordnen. Es gibt nicht nur die epische Fantasy, die sich bis zum heutigen Tag in schwerwiegenden Trilogien und Tetralogien vermehrt, die Bastardkinder Professor Tolkiens, sondern auch die historischen, pseudo-historischen oder interplanetaren Romanzen, oder gar die heroische Fantasy, die von unerschrockenen Kämpen wie Conan dem Cimmerier oder einem schwächeren Abklatsch wie Brak dem Barbaren berichtet. Geschichten aus einer Welt, die die unsere zu einer anderen Zeit in Vergangenheit oder Zukunft ist oder ihr so ähnlich sieht, dass man es zumindest einen Augenblick glauben mag. Der unvergessene Lin Carter nannte diese Art der Welt eine Paraterra, wenn wir Mr. Walker glauben mögen, und dies ist ein Wort, das ich nur zu gerne entwende und benutzen möchte. Immerhin, der Diebstahl geistigen Eigentums kann auch eine Art Hommage sein, und gerade die Autoren der Fantasy haben sich immer wieder als Halunken erwiesen, die raubeiniger und unerschrockener waren als manche ihrer Schöpfungen.

Dass die Terra Fantasy einem parallelen Universum entstammt, ist nur zu offensichtlich. Die Realität nebenan, so verlockend sie auch scheinen mag, ist nicht unsere Heimat, aber sie ist ein willkommener Zufluchtsort. In diesem Universum ist der Herr der Ringe nicht Fiktion, sondern dokumentierte Vorgeschichte Europas vor dem Kommen Christi’ Botschaft – und dieses Universum ist das gleiche wie das in C.S. Lewis' Weltraumromanen, worauf der Autor mehrfach hinweist. Kann Planet Narnia weit entfernt sein? Und doch ist das nichts gegen die Vorgeschichte eines anderen Universums, in dem die theosophischen Spekulationen über die Weltenalter blutige Realität sind. Hier war der größte Herrscher zwischen dem Untergang von Atlantis und der Eiszeit jener legendäre Cimmerier, von dem Brak nur ein schwacher (aber witziger) Abklatsch ist. Und es ist auch das Universum von Poseidonis und Xiccarph, das den großen Cthulhu, die Schlangenmenschen des vorsintflutlichen Valusiens und die zottigen Einwohner Hyperboreas zu den Einwohnern zählt, von denen wir wissen. Selbst der Name des letzten Kontinents, den unsere Erde am Ende ihres Daseins haben wird, ist bereits vorhergesagt worden...

...und dieser Name ist nicht Arullu.

Dies sind natürlich nicht die einzigen Möglichkeiten, die wir finden können, um das Universum, mit dem wir uns beschäftigen, interessant zu gestalten. Und seinen wir ähnlich, wenn wir die Wirklichkeit, die uns umgibt, wirklich so interessant finden würden, gäbe es dann überhaupt so etwas wie Kunst, Literatur, Religion oder Magie? Das Multiversum, die Gutenberg-Galaxis, bietet dem Leser, vor allem aber auch dem Schriftsteller, immer wieder neue Dimensionen, immer wieder neue Planeten, neue Permutationen der einen Wahrheit an, sobald die Seite umgeschlagen wird. Die Möglichkeiten zur Weltflucht sind unendlich, die parallelen Universen des Eskapismus ungezählt.

Freitag, 11. Oktober 2013

Tolometh



Clark Ashton Smith
TOLOMETH

In billow-lost Posedonis
I was the black god of the abyss:
My three horns were of similor
Above my double diadem;
My one eye was a moon-bright gem
Found in a monstrous meteor.

Incredible far peoples came,
Called by the thunders of my fame,
And passed before my terraced throne
Where titan pards and lions stood,
As pours a never-lapsing flood
Before the winds of winter blown.

Below my glooming architraves,
One brown eternal file of slaves
Came in from mines of chalcedon,
And camels from the long plateaus
Laid down their sard and peridoz,
Their incense and their cinnamon.

The star-born evil that I brought
Through all the ancient land was wrought:
All women took my yoke of shame;
I reared, through sumless centuries,
The thrones of hell-black wizardries,
The hecatombs of blood and flame.

But now, within my sunken walls,
The slow blind ocean-serpent crawls,
And sea-worms are my ministers,
And wandering fishes pass me now
Or press before mine eyeless brow
As once the thronging worshippers...

And yet, in ways outpassing thought,
Men worship me that know me not.
They work my will. I shall arise
In that last dawn of atom-fire,
To stand upon the planet's pyre
And cast my shadow on the skies.


"Tolometh" at "The Eldritch Dark", The Sanctum of Clark Ashton Smith

Donnerstag, 10. Oktober 2013

work-progress 2013-10-10



„Die Pflanzen von Yongdai“, eingescannt (105.000 Anschläge)
„The Future is Dead“, No. 1, endlich fertig geschrieben
„Der Stein“, „Der Pilz“, „Die Stadt“ Urfassungen von Arullugeschichten, eingescannt fürs Archiv, je 1 × DinA4
Wiedergefunden: „Die Stadt, die ein Haus ist, ist auch ein Schädel“
Wiedergefunden: Originalversion von Bjarki Herjulfsons Abenteuer „Ukkos Wald“ (17.000 Anschläge)
„Der Turm der Schatten“, eingescannt (28.000 Anschläge)

The Future is Dead :: Travis hängt ab

Das hier bin also ich und meine drei kleinen Droogs... Mark, Thomas und Werner. Wir hockten in der alten Korova-Internetbar und überlegten uns, was wir mit diesem Abend anfangen sollten. Hier konnte man Internet minus bekommen… Internet minus Altersfreigabe, minus IP-Sperre, und das ziehen sich die Leute hier rein. Das heizt einen an und ist genau richtig, wenn man Bock hat auf ein wenig Ultrabrutales.

Uns schräg gegenüber sitzt Travis Bickle und trainiert seinen sozialen Bizeps. Er ist ein wenig heruntergekommen, seit den Zeiten als er wie ein hagerer und extrem scharfer Robert de Niro aussah. Heute sieht er so aus, als hätte er schon seit drei Wochen seine Tastatur nicht verlassen. Auf seinem Bildschirm hat er vier Fenster gleichzeitig offen, um der Welt seinen Status mitzuteilen. Er ist ein Brogrammer, immer auf der Suche nach dem nächsten Hackathon.

„Ich muss wieder in Form kommen, vom vielen Sitzen sind meine Muskeln schlaff geworden“, tippt er in das blaue Fenster. Seine Gemeinde wartet atemlos auf seine nächsten Nachrichten. „Ich habe zu lange mit mir Schindluder getrieben. Ab heute heißt es jeden morgen 50 Klimmzüge, 50 Liegestütze und Schluss mit dem ewigen Herumeiern, Schluss mit der Verweichlichung, Schluß mit dem Zombiedasein. Ab heute beginnt die totale Mobilmachung, lol.“

Es ist schön zu wissen, dass die Soziophobie früherer Zeiten inzwischen durch die Sozialen Netzwerke ersetzt wird. Niemand ist mehr einsam, er ist viele. Travis hat jetzt auch Dates, meistens durch Chat Roulette. Er ist inzwischen ein Meister darin, seinem virtuellen Gegenüber etwas vorzuspielen, was er nicht ist.

Die Droogs neben mir knacken mit den Fäusten. Es ist mal wieder Zeit für was Ultrabrutales, rauszugehen und die Stadt in Flammen zu setzen. Wir sehen uns um, in der alten Korova-Internetbar, aber da gibt es keine Verschwörung, der man sich anschließen kann. Nur das verzweifelte Bedürfnis, irgendeine Art von Kontakt, von Berührung zu erleben, irgendwie zu teilen oder nachzuäffen, die anstrengungslose soziale Interaktion, die überall wahrgenommen wird, an der man aber nicht wirklich teil hat. Es ist wie mit jeder Art von Information: jeder Kontakt hier ist gleich viel wert, nämlich gar nichts. Aber man kann sie multiplizieren.

„Jeder Muskel muss wieder hart werden. Jeder Nerv muss wieder hart werden“, schreibt Travis in das nächste Fenster, kopiert den Text und veröffentlicht ihn zeitgleich in zwei anderen Medien. „Schluss mit dem veganen Kram. Ab heute heißt es rohes Fleisch, keine Fruchtsäfte mehr, nur noch harten Stoff, hochprozentiger Rum, wie ihn die Voodoo-Priester saufen. Keine Methadonkippen mehr, nur noch Selbstgedrehte, filterlos und schwarz.“

Er grinst, bis sein Blick auf unsere ablehnenden Gesichter fällt.

Die Zukunft ist tot.

Alle modernen Propheten schreiben Science Fiction, aber Science Fiction ist nur noch Nostalgie.

Realität als Remix.

Die Symptome werden neu gemischt, aber es gibt keine Zukunft mehr.

Das Internet hat das Imaginale ersetzt; die Welt der Ideen gibt es nicht mehr, nur noch die Abbilder von Ideen. Wann hast Du das letzte Mal ein Bild gemalt, anstelle es bei Wikipedia zu stehlen? Wann war das letzte Mal ohne Copy/Paste Job? Wann hast Du das letzte Mal ein Buch gelesen? Scheiße, wann hast Du das letzte Mal eine Idee gehabt, die Dir nicht jemand über Dein Handy ins Kleinhirn geschossen hat?

„Redest Du mit mir? Du laberst mich an? Du laberst MICH an??“, twittert der kleine Junge, der jetzt eilig einige der Fenster schließt, als die Kommentare zu persönlich werden, um sie vor den Augen Fremder abarbeiten zu können.

Die Zukunft, according to Travis Bickle.

Ich hoffe, eines Tages wird ein großer Regen diesen ganzen Abschaum vom Informations-Highway spülen.

Dienstag, 8. Oktober 2013

Clark Ashton Smith :: Geschichten von Poseidonis



Von den Geschichten der phantastischen Literatur, die sich mit der untergegangenen Insel Atlantis und ihrem Erbe befassen, sind wenige so eigenwillig und widersprüchlich wie jene, die der unvergessene Clark Ashton Smith (CAS) verfasste.

Kenner seines Werkes fassen acht seiner Werke zu einem seiner kleineren Zyklen zusammen, der jedoch nicht weniger bizarr ist als die der Geschichten um den alten Mars oder Zothique, den letzten Kontinent der sterbende Erde.

Es ist jedoch nicht Atlantis in seiner Blütezeit, dem CAS’ Interesse gilt, sondern den letzten Resten seiner einstiger Größe, seinen versunkenen Ruinen, seinem Hexenwerk. Diese Geschichten sind demnach von dekadenter, düsterer Pracht und einem Gefühl von Verlust und Morbidität geprägt, das anderen seiner Werke nicht nachsteht.

Tatsächlich ist das, was gewöhnlich in Veröffentlichungen unter dem Titel „Poseidonis-Zyklus“ zusammengefasst wird, viel kleiner.

Das tatsächliche Poseidonis – „die letzte Insel des versunkenen Atlantis“ – ist Schauplatz der Geschichten „The Last Incantation“, die den großen Hexenmeister Malygris vorstellt, von dessen unheimlichen Ableben „The Death of Malygris“ handelt.

Malygris wird auch in der Originalfassung von „The Double Shadow“ erwähnt, einer der bekannteren Geschichten von CAS.

In „A Voyage von Sfanomoë“ versuchen sich zwei Brüder dem drohenden Untergang von Poseidonis zu entziehen, indem sie eine magische Raumkapsel erbauen und nach jahrzehntelanger Reise den Planeten Sfanomoe (die Venus) erreichen.

„Tolometh“ ist die Hymne an den schwarzen Gott des Abgrundes von Poseidonis – eine Entität, die in einer früheren Version des Gedichtes Ougabalys hieß und in den Geschichten um Poseidonis sonst nicht erwähnt wird.

Diese vier Geschichten und ein Gedicht – widersprüchlich und düster – formen den eigentlichen Corpus des Poseidonis-Zyklus.

„Atlantis“ ist ein Gedicht, das den in den Tiefen des Meeres versunkenen Kontinent beschreibt, „The Muse of Atlantis“ ein Prosagedicht, das trotz des Titels wenig mit Atlantis zu tun hat, und „A Vintage from Atlantis“ ist eine sardonische Posse, in der Piraten der Karibik sich mit einer Urne Wein aus Atlantis in die legendäre Vergangenhit trinken. Sie haben insgesamt mit dem Poseidonis des Malygris und seiner Akolythen wenig zu tun.

In anderen Geschichten von CAS wird Poseidonis – stets als das dem Untergang geweihte – en passant erwähnt, ohne der schemenhaften Insel der Vergangenheit mehr Substanz zu verleihen.

Es ist ein geheimnisvolles Land, eher eine Legende als ein physikalischer Ort, und durch die Legende verbunden mit anderen schattenhaften Orten des phantastischen Literatur – mit dem von Schlangenmenschen bewohnten prähistorischen Valusien, gegen der König Kull eines anderen Atlantis focht – mit dem Hyperborea des Schwarzen Tsathogguah und der halbmenschlichen Voormis – mit den dunklen Astralwelten des Saturn und Yuggoth, von dem die Alten Götter der Erde herabsickerten, dies klebrige Gezücht der Sterne.

Und nun ist die Insel in den grünen Fluten des Meeres versunken, und sie wieder zu besuchen, ist uns nur noch in Träumen möglich, oder in den Zeilen eines vom Alter vergilbten Manuskriptes…

Mehr Material und der komplette Text aller Poseidonis-Geschichten (und vieles mehr) finden Sie unter "The Eldritch Dark", dem Online-Sanctum von Clark Ashton Smith.

3rd Mind :: Die gröbste Katastrophe

Jeden Morgen, wenn ich mich auf meine Reise durch Deutschland im Dunklen aufmache, stehe gegenüber dem Rathaus an einer Haltestelle, dessen linke Wand mit einem beleuchteten Plakat der Diakonie gefüllt ist. Irgendetwas Wichtiges und Humanitäres, denke ich. Ein großes Foto in Grautönen, die Gestalt einer alten Frau in Farbe. Leute, denen es nicht gut geht, das sollte eigentlich jeder Depp verstehen. Das ist die Message, und die Message ist: DIE GRÖSSTE KATASTROPHE IST DAS VERGESSEN. (Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo leiden unter Hunger, Gewalt und Vertreibung. Seit Mitte der 1990er Jahre tobt dort ein Bürgerkrieg, so geht es weiter...)

Sieht schon übel genug aus, aber nicht Ghetto genug. Glücklicherweise hat irgendein treu sorgender Mensch, ein Vandale oder Westgote, die Message gepimpt, indem er einen kryptischen Kommentar auf das Glas gekritzelt hat, damit wir es auch ja nicht vergessen, was ihm aufgefallen ist. Seine Message sieht ungefähr so aus:

(SS-Runen)? B = doitsch! Vor Benutzen BedienungsAnleitung durch lesen!

Ganz schön harte Nuss. Ich habe glatt eine Minute gebraucht, um seinen Code zu knacken. Er bezieht sich auf die Message und soll wohl so lauten:

Hochverehrte Diakonie, ein doppeltes S in GRÖSSTE ist nicht richtig? Richtig geschrieben wird das Wort mit einem "ß".

Dieser Verbesserungsvorschlag war dem unbekannten Streber wohl so wichtig, dass er die Haltestelle mit seinem sarkastischen Kommentar überziehen musste, der gekonnt mit den Klischees des hässlichen Deutschen, dem jüngsten PETA-Test und der galoppierenden Inzucht in manchen Bereichen Norddeutschlands spielt.

Aber, au contraire, mon ami!

Wer die deutsche Sprache beherrschen will, der sollte erst einmal das Alphabet begreifen. Es gibt, allen Unkenrufen zum Trotz, nur 26 Buchstaben. Das "ß", Scharfes S, auch Eszett genannt, gehört nicht dazu. Es ist eine sogenannte Ligatur, die Verbindung zweier Zeichen zu einem neuen, hier entstanden aus der Verbindung einer Sonderform des "s", dem langen ſ, und einem gerundeten "z". Das langen ſ hat man früher gerne in Worten verwendet, das kurze s eher am Ende. Wie auch immer: kein Buchstabe. Es ist ein Sonderzeichen, eine graphische Abkürzung, ebenso die die deutschen Umlaute.

Und weißt Du was?

Es ist ein Sonderzeichen, das es nur klein geschrieben gibt. Oder hast Du schon mal ein "großes Eszett" gesehen? Wenn man aus welchem Grund auch immer - zum Beispiel um eine Message zu transportieren - ein Wort in Groß- oder Blockbuchstaben schreibt, dann zerlegt man die Ligatur wieder in Einzelbuchstaben.

Sonst sieht es nämlich so aus:

DIE GRÖßTE KATASTROPHE IST DAS VERGESSEN.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Willkommen im Unheimlichen Oktober!

  Dearly Departed...
In der glorreichen Tradition dieser Seiten stelle ich den gesamten Monat Oktober wieder unter das Motto HALLOWEEN. Es wird dunkel um uns, Samhain naht... die Zeit der Gespenster, Zeit, in der Mottenkiste der Geschichte herum zu kramen und Zitate, Bilder, kurze Momente des Wahnsinns hervor zu zerren...

Der Unheimliche Oktober! Endlich wieder!

"Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung ist Halloween nicht nur eine einzige Nacht, sondern eigentlich eine ganze Jahreszeit. Nun, so genau wollen wir es nicht nehmen, aber ich denke, jeder der an einem frühen düsteren Morgen aus dem Fenster schaut und sieht, wie die Frühnebel sich zögernd aus dem vergilbten Laub verkrümmter Äste lösen, wird erahnen, dass irgendetwas vor sich geht."

Die Zeit endet, und die Tore der Unterwelt schwingen weit auf...
Verwandeln wir den Oktober in vier Wochen Magie und Schrecken. Keine bunten Bilder mehr, sondern stattdessen alles, was in der dunklen Jahreszeit zuhause sein könnte. Ich habe noch keine Endauswahl getroffen.Vielleicht tauchen wir in die dunklen Welten der Phantastik, zu versunkenen Kontinenten und in das Nest der Krakengötter. Vielleicht beschwören wir die Geister der Vergangenheit zu körperlicher Erscheinung. Vielleicht zeige ich euch den Schrecken in einer Handvoll Staub...

Es gibt so viele Methoden, verrückt zu werden...