Freitag, 31. Juli 2015

Outtakes

Gerade gefunden...
Bei der (wie immer) vorsichtigen Redaktion der Werke *hust*, die NEMED HOUSE unter dem Namen "Konstantin Aura" veröffentlicht, neben einer Urausgabe von "Die Elektrische Kreuzigung" (der Megaseller in allen Universitäten der Welt zum Thema 'Moderne Deutsche Lyrik'... ja, wir haben auch herzlich gelacht, als wir das gelesen haben...) -
- wo waren wir gerade?
Entschuldigung, mir ist da wohl was ins Auge gekommen...
Also, neben einer Urausgabe von D.E.K. (demnächst in erweiterter Neuausgabe) fanden wir in einer verstaubten Kassette auch noch weitere Texte aus der Performance von K.A. - dramaturgische Fragmente und anderen kranken Kram. Der Autor kennt keine Scham, ein Verleger auch nicht, vor allem wenn es sich um den erfolgreichsten...
...
Entschuldigung, das war jetzt selbst für mich zu hart...
...um den erfolgreichsten Autoren im Verlagsprogramm handelt.
Also, demnächst... die unzensierten Erinnerungen an das 20. Jahrhundert, mit allen schmutzigen Details... alles künstlerisch wertvoll.



Dramaturg            Tötet nicht die Ironie!
Intendant             Ironie? Ich nenne das Zynismus.
Dramaturg            Zynismus ist out, Bruder.
Intendant             Und Sarkasmus?
Dramaturg            Auch out.
Intendant             Wie ist es mit Metaphern? Parabeln?
Dramaturg            Out.
Intendant             Transzendenz?
Dramaturg            Out.
Intendant             Glaube?
Dramaturg            Out.
Intendant             Liebe?
Dramaturg            Out.
Intendant             Hoffnung?
Regisseur            Out. Alles Ideen der Vergangenheit. Aber wir leben heute.

Sonntag, 26. Juli 2015

Schlechter Umgang

Im Zuge der Recherche für ein super-super-hyper-hoopy streng geheimes Projekt von NEMED HOUSE/Redmask Press bin ich über folgendes Zitat gestolpert:
"Der Tod bringt besonders für solche Menschen keine Ruhe, die keines natürlichen Todes gestorben sind, auch Unglück oder Schiffbruch erlitten, ein böses Leben geführt oder sonst nach dem Glauben der Leute das Lebensziel nicht erreicht, also ihren Zweck nicht erfüllt haben. Sie bleiben an die Erde gefesselt, sie müssen umgehen, waizen, geistern, sich üben; sie spuken in Menschen oder Tiergestalt, als rachsüchtige oder nach dem Leben sehnsüchtige Geister, wie z. B. Ermordete, Mörder und Selbstmörder, Ungetaufte, in Liebesglück Umgekommene, Lediggebliebene, im Kindbett Verstorbene, habsüchtige, betrügerische Müller, Wirte und Verkäufer, Geizhälse und Grenzsteinverrücker. Sie werden dann Spuk, Wiedergänger, Umgänger oder Neuntöter u. a. genannt. In verschiedenen, z. B. in westfälischen Sagen wird uns dann noch mitgeteilt, daß ein derartig Schuldiger seinem eigenen Leichenzuge aus dem Giebelfenster seines eigenen Hauses stier nachblickt.
Wie gerade in diesen Sagen der strenge Gerechtigkeitssinn hervortritt, der Habsucht und Übermut, Betrug und Diebstahl schrecklich straft, ist an anderer Stelle betont. Die Strafen selbst sind verschieden: die Alm vergletschert, das üppige Kloster versinkt in den Erdboden, die Marsch überflutet, die übermütige Stadt verschwindet im Meeresboden, die sündigen Liebenden verwandeln sich in starre Felsen, die schöne Gegend wird eine tote Wüste." (Die Sage (1908) von Karl Wehrhan)
Von Wiedergängern hat man ja schon gehört, aber Umgänger?
Da müssen wir doch mal nachhaken, meine Damen...


Samstag, 25. Juli 2015

Amadeus auf der Flußwelt, Folge 0.2

Brauchen wir wirklich eine Fortsetzung von nicht fortsetzbaren Texten von vor vier Jahren? Neeeh, aber die Vorgeschichte, die anscheinend noch viel weniger dazu passt. Macht doch Sinn, gelle?

„JC?“, knarrte es aus dem Automaten. „JC?“ // Titelvorspann der TV-Schau Outer Limits; eine Szene mit einer Frau - ein großes Deutsche - nur mit BH, Höschen und Strumpfhalter bekleidet: die Kamera schwenkte von ihrem blonden Gesicht zu den Stöckelschuhen, mit denen sie auf dem Fernseher tanzte. Er wurde ausgeschaltet, das Bild wurde zu einer weißen Linie, wurde zu Dunkelheit.
Die Stimme von Amadeus: „Das Kino kommt nicht von der Bildhauerei, nicht von der Literatur, vom Theater, sondern von der Jahrmarktsgaukelei, von der Magie.“
„Verletzen? Ich will niemand verletzen.“
„Du kannst Dinge begehren, aber Du kannst Deine Mutter nur mit den Augen ausziehen. Video pumpt Deinen Kopf auf wie einen Penis. Die Kamera ist ein mechanischer Dildo, der sich in dein Gehirn drängt und zustößt und zustößt bis alles Bilderbrei ist. In den Augen schmilzt ein grauer Film und rinnt über die Wangen. Video und Tod. Video und Krankheit, die Unfähigkeit, zu sehen. Die Hingabebereitschaft an Illusionen des Glaubens. Seine Wurzeln reichen tief und unaussprechlich in die Finsternis des Kultischen, der kommerziellen Blendung des Verbrauchers und des allgemeinen Aberglaubens. Diese Blindheit wird geheilt durch die bläulich schimmernden Rechtecke der vielen Fernseher, die aus den dunklen Fenstern herausflackern: „Starr aus Fernsehhimmeln auf die Stadt...“
Er beschrieb damit, wie aus der schweigenden ‚Ahnungslosen Bedrohung’ der Krieg begonnen hatte. Hunderte solcher Eintragungen.

* * *

Ungeduldige Droge: als er sich wieder aufrappelte, fiel sein kleiner Fernseher, krachte auf die Seite, stellte sich eigenständig an. Flimmernde Kanäle, alle gemischt mit weißem Rauschen: Amadeus, der stumm die Lippen bewegte; Amadeus, der ihr sagte, sie sei einfach schön; Amadeus, der die Tür aufstieß, reinguckte und eintrat; Amadeus, der einen tiefen Zug aus dem purpurnen Joint nahm und den Kopf zurückwarf; Amadeus im Badezimmer; Amadeus im Auto; Amadeus im Vordergrund; Amadeus im Zentralgericht, wie er vorm Spiegel posierte, ein Mannequin mit gequältem Oberteil, die Karikatur eines Sex-Idols. Amadeus als amerikanischer Traum. Lynchjustiz, Erdbeben, Geisterkinder, Schlangenwurzeln, Menschen, die auf Knochen tanzen, Plünderungen, Krawalle.
„Der Mund war endlich ausgeklungen...“

Freitag, 24. Juli 2015

Amadeus auf der Flußwelt, Folge 0.1

Brauchen wir wirklich eine Fortsetzung von nicht fortsetzbaren Texten von vor vier Jahren? Neeeh, aber die Vorgeschichte, die anscheinend noch viel weniger dazu passt. Macht doch Sinn, gelle?

„Starr aus Fernsehhimmeln auf die Stadt...“ Amadeus begriff, dass man über seine Worte hinweghörte. Umso stärker schlug seine Stimmung auf der Bühne und außerhalb um – auf explosive Weise. Er war gewissermaßen außer Kontrolle geraten. Ein Tänzer in der Dunkelheit, sein Herz ein einsamer Jäger. Oder wie es die Schmierenpoeten auch immer ausdrücken wollten. Er war durch. Und selbst er glaubte nicht mehr, dass der Rock’n’Roll seine unsterbliche Seele noch retten konnte.
„…kastrieren. Eine kriegt den Schwanz, die andere das Gehirn, wenn's recht ist.“
„Amadeus?“
„Ruh’, sonst gibt’s a Kleschn!“, brüllte er.
Sie drängten sich ihm vors Auto.
Amadeus startete in die Nacht.
„JC?“, knarrte es aus dem Radio. „JC?“

* * *

Drogen. Langsam, wie ein Träumender, griff Hiram Turner nach dem Notizbuch. Drei Minuten lang studierte er sorgfältig den Inhalt, wobei er langsam, fast widerwillig, die Seiten umblätterte, um dann schließlich das Buch mit einem schweren Seufzer niederzulegen.
Amadeus lag ausgestreckt auf dem Bett und starrte zur Decke.
Er sprach leise, mit einer Stimme, die seinen Freunden als eine verblüffende Mischung aus unbestimmtem Hohn und amüsiertem Trotz erschien. Man wusste nie, ob er es ernst meine oder dumm daher schwatzte. Manchmal benutzte Amadeus diese Stimme, um die Frotzeleien zu verbergen, mit dem er sich gegen das wehrte, was er ‚die Sprache des Systems’ nannte.
Gelegentlich, so sagt Sam Kilman, einem Freund aus Unizeiten, der zu Beginn der Semesterferien nach L.A. gekommen war, gebrauchte er sie auch, um Zweifel, an einem Vorschlag, den er selbst machte, auszudrücken. „Eine Art Klingen in seiner Stimme; ich hörte es, und weil ich es notieren konnte, war die einzige Möglichkeit, mich zu erinnern, die Worte für sie festzuhalten.
„Das hier ist im Augenblick das wichtigste Dokument in ganz Europa, es ist das wichtigste Dokument, das ich jemals gesehen habe“, Hiram Turner atmete schwer. „Die Nation steht tief in Ihrer Schuld, Major Smith.“



Donnerstag, 23. Juli 2015

Amadeus auf der Flußwelt, Folge... keine Ahnung

Brauchen wir wirklich eine Fortsetzung von nicht fortsetzbaren Texten von vor vier Jahren? Keine Ahnung, wer weiß das schon? Ich arbeite hier nur. Okay, weiter im Text: die Lautstärke bitte hochdrehen:

Es gab einmal Zeiten, da hieß es, DJs sind die neuen Rockstars.
Der Remix ist der ideelle Nachfolger des One-Hit-Wonders.
Und mein kranker Kopf sagt mir, Kumpel, remixe alles, remixe Dein Leben, remixe die Magick und vor allem remixe das verdammte Inetrnet.
Schlagzeilen, Gossip und Public Domain Texte, alles zusammen eine Momentaufnahme der Flußwelt der Zeit.
(Flußwelt der Zeit ist natürlich dem Werk des unsterblichen Philip José Farmer entlehnt oder gezogen. Alles gezogen, alles geklaut und somit real. Der Remix ist auch real. (Don't do Drugs.)
„JC?“, knarrte es aus dem Automaten. „JC?“
Ich glaube, als ich damit anfing, war gerade Mozart mal wieder hipp, oder es war Mozartjahr, oder ich hatte hinten in der letzten Reihe beim Logentreffen eine Epiphanie... oder einen ganz miesen Tripp.
Der Mozart-Remix... Die kleine Nacktmusik... Die Sauberflöte... Requiem für eine Leiche... jede Woche ein remix, eine andere Welt, die Abenteuer von Amadeus in der Flusswelt der Zeit. Cut-ups a la Burroughs, Winnetou auf Speed, Groschenheftchenaction für nur einen Mausklick...
Alles in allem recht schnell und effektiv herzustellen... der innere Zusammenhang? Phhh, lineare Erzählung sind was für Anfänger...
Weswegen ich das Experiment irgendwann eingestellt habe, und klammheimlich in den Tiefen meiner Festplatte versteckt habe. Wieder ein Projekt, das mit der Geschwindigkeit einer falschen Suppenschildkröte gegen die Wand gefahren ist.
Zeit, sie abzukratzen?
Naah...