Dienstag, 20. Juni 2017

3rd Mind :: Cuttin' 220s

Marx sagt, die Welt verändern. Rimbaud sagt, das Leben verändern.“ Wer hat recht? Breton betont des Weiteren, dass man mit dem Cadavre exquis über ein unfehlbares Mittel verfüge, das kritische Denken auszuschalten und der metaphorischen Fähigkeit des Geistes freie Bahn zu verschaffen.

Der Cut-up, die Schnitttechnik, die von William S. Burroughs und Brion Gysin, den Magiern der Beatgeneration, entwickelt wurde, hat die Technologie und Möglichkeiten des Remixes und der Collage in die Literatur gebracht. Aus dem zerschnittenen und wieder zusammengefügten Text entsteht ein neuer, der einen geheimnisvoll verschlüsselten Sinn zu haben scheint. Es ist eine Form der Erzählung, die nicht nur neue Sinnzusammenhänge nahe legt, sondern auch geeignet scheint alogische Vorgänge wiederzugeben und Synchronizitäten zu erzeugen.

„Jede erzählende Passage oder jede Passage, sagen wir, poetischer Bilder kann beliebig oft variiert werden, und alle Variationen können in sich interessant und gültig sein. Eine zerschnittene und neu arrangierte Seite von Rimbaud wird einem gewissermaßen neue Bilder liefern - wirkliche Rimbaud-Bilder - aber neue...“ Das Cut-up erschafft seine eigenen Kreaturen, aus Einzelteilen zusammengesetzt, die Schnitte grob vernäht – der exquisite Kadaver unseres Erzählspieles.

Aber der Leser beginnt automatisch die Schnitte/Schnittstellen zu ignorieren, wie bei einem mehrspaltigen Text, wo die horizontale Bewegung immer unbewusst über den Spaltenrand hinweggeht, aus der Gegenwart des Lesemomentes in die Zukunft des Textes linsend. Er stellt neue Verbindungen zwischen den einzelnen Bildern her, so dass sich sein Vorstellungsvermögen erweitert, transformiert wird, jenseits der Grube der Vernunft...

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